Wörter, deren Herkunft und die Aussprache

Es liegt in der Natur des Menschen, mit den verschiedenen Erscheinungsformen von Sprache bestimmte positive und negative, oft auch klischeehafte Vorstellungen und Emotionen zu verbinden. Es zählt also nicht nur, was gesagt oder geschrieben wird – mindestens ebenso wichtig ist das Wie.

Bereits geringfügige Veränderungen der Aussprache, des Wortschatzes oder der Grammatik können manche Menschen verunsichern, und daher würden sie den ständig fortlaufenden Sprachwandel am liebsten aufhalten. Als Reaktion auf diesen Wandel wird oft Halt in nostalgischer Verklärung archaischer Dialektausdrücke gesucht. Die Veränderung unserer Sprache kann aber genauso wenig aufgehalten werden wie der Wandel in der Gesellschaft. Letztlich sind auch jene Sprachformen, die man bewahren will, das Produkt fortwährender Veränderungen, denn „der Dialekt unserer Großeltern ist nicht fertig vom Himmel gefallen, sondern in kontinuierlichem Wandel geformt worden“ sagt Manfred Glauninger, der als Sprachwissenschafter an der Universität Wien und der Akademie der Wissenschaften tätig ist.



Wir bringen daher ein paar Ausdrücke, die heute zwar als typische Dialektworte gelten, aber in vergangenen Zeiten durch äußere Einflüsse in unseren Sprachschatz aufgenommen wurden:

Das Wort „Pfoad“ für Hemd geht auf den altgriechischen Ausdruck „báite“ (Rock, Hirtenhemd) zurück. Schon im frühen Mittelalter fand die Bezeichnung „paida“ Einzug in unsere Sprache.

Der Ausdruck „hussn“ für aufhetzen bzw. anstacheln, kommt aus der Zeit der reformatorischen und revolutionären Strömungen der Hussiten, die im 15. Jahrhundert die Hussitenkriege auslösten.

Bei „Umbröi“ für Regenschirm erinnert man sich zwangsläufig an das englische Wort „umbrella“ oder die italienische Bezeichnung „ombrello“.

Die „Hoss“ für den Heuboden auf der Alm kommt vom französischen „hausse“ (Anstieg, Anhebung).

Der Ausdruck „Spektiv“ für das Fernglas kommt vom lateinischen „speculor“ (beobachten, spähen, auskundschaften).

Die Bezeichnung „Boisei“ für eine kurze Zeitspanne kommt vom altfranzösischen „poise“ bzw. dem Lateinischen „pensum“.

Der Ausdruck „Bitschei“ für Semmel ist ein für unsere Gegend besonders typisches Wort, auch wenn man es heute kaum mehr hört. Diese Bezeichnung stammt vom lateinischen Wort „bucella“ (kleiner Bissen).

Die „Kåmpertdéck“ ist eine Schondecke bzw. Tagesdecke fürs Bett und stammt vom italienischen Wort „coperta“ (Decke, Überzug).

Das Dialektwort „Gschamstara“ bezeichnet einen Liebhaber und lässt sich aus dem Jiddischen von „schammes“ (Diener in der Synagoge) ableiten.

Der „Pfinztôg“ als alte Bezeichnung für den Donnerstag stammt vom griechischen Wort „pemte“ als Bezeichnung für den fünften Tag von Sonntag aus gerechnet.

Diese Liste mit Mundartausdrücken, die eigentlich Lehnwörter aus anderen Sprachen sind, könnte man noch lange weiter führen …




Es ist schon seit längerem das Phänomen zu beobachten, dass immer mehr St. Johannerinnen und St. Johanner – warum auch immer? – die Aussprache von Mundarten benachbarter Gebiete übernehmen.

In St. Johann in Tirol sagt man richtigerweise vui, wuid, Buid und Muich zu „viel, wild, Bild“ und „Milch“. Man hört inzwischen aber immer öfter vü, wüd, Büd und Müch, wie es im Brixental oder dem Sölllandl üblich ist. Aus dieser Gegend kommt auch die Aussprache Föd, Wöd und Göd für „Feld, Welt und Geld“, dabei ist gerade die Silbe öi (eine Kombination aus ö-i bzw. e-ü) für Sainihåns so typisch – also sagt man bei uns richtigerweise Föid, Wöid und Göid.

Zu „ich habe“ sagen viele i hôb, richtig ist aber i hù. Ebenso wurde bei der Bezeichnung für „neu“ die traditionelle Aussprache noi schon von nei abgelöst. Wenn man sagt „wir sind“, heißt das in St. Johann mia sénd und nicht mia san. Ebenso wäre die richtige Aussprache für „hinein“, dass man eichè sagt und nicht eini. Ein weiteres Beispiel ist, das man féschtig sagt und nicht „fertig“, und wer sagt heute noch schwôschz zur Farbe Schwarz? Da hört man inzwischen fast nur noch schwoaz. Man sagt auch Dårf und nicht Doaf. Ein Männchen bzw. eine Spielfigur ist ein Manei und nicht ein Manschgal, und der Maler tut in St. Johann môin und nicht môina !


Hier sind ein paar Begriffe aus der Almwirtschaft: Eine Alm heißt Ôim, und an Aiwè ist eine kleinere Alm. Eine niedrig gelegene Alm wird auch als Brôtaiwei bezeichnet.

Der Schweiza ist der Senner, der die Milch verarbeitet und den Käse herstellt. Oft ist auch der Möicha für die Käseproduktion zuständig. Die Sénnin wird auch Schoßdian genannt. Gibt es keine Schoßdian, dann fällt ihre Arbeit in der Hütte dem Schossa zu. Die Hirten werden allgemein Hiata oder auch Treiwa genannt. Manchmal gab es auch einen eigenen Goaßa für die Ziegen, ansonsten Kiahbuam oder auch Koiweiïnga für die Kälber. Der Putza hält Zäune und Wege instand, entfernt wucherndes Gestrüpp und Unkraut und sorgt dafür, dass Gräben und Wasserrinnen frei blieben.

Bei der Milchverarbeitung kamen verschiedene, meist hölzerne Gefäße zum Einsatz, wie die großen Buttn (von lateinisch butina bzw. griechisch bytinē), mit denen die Milch transportiert wurde. Damit die Milch beim Tragen nicht überschwappt, ließ man darauf meist ein Schwénggètzbreed schwimmen. Weiters gab es die Empa (von lateinisch amphora), das sind flache Gefäße mit großer Oberfläche, damit man mit dem Fehspù den Rahm abschöpfen konnte, wodurch die Fehmuich entstand. Weitere Gefäße wären noch die Séchta genannten Milcheimer oder der Riahkiwè für die Buttererzeugung. Auf dem Foto sieht man die verschiedenen Behältnisse, die auf der Alm zur Milchverarbeitung verwendet wurden.





Hier wollen wir das winterliche Haupttransportmittel vergangener Zeiten näher betrachten: Der Hôunschliidn hat seinen Namen von den vorne aufstehenden Hörnern, die man zum Lenken benötigt. Ein Hôibschliidn ist ein kurzer Schlitten, bei dem das Holz auf dem Schnee nachgezogen wird. Das Holz kann hinten auch noch auf einen so genannten Nôchgehbock bzw. Nôchlaafbock aufgelegt werden. Ein Bårfuaßschliidn besteht nur aus Holz, hat also keine Eisenkufen und keine Zugbanndl (Eisenbeschläge). Ein Ziachschliidei ist ein kleiner Schlitten, wie er zum Transportieren von Milch verwendet werden kann, und die Bénn ist eine kleine Schlittenkutsche.

Wird ein Schlitten von einem Pferd gezogen, benötigt man zum Halten des Abstandes zwischen Pferd und Schlitten die so genannten Anzn (das Wort kommt übrigens vom slawischen ojnica für Gabeldeichsel). Diese Stangen werden Fuaßanzn genannt, wenn sie oberhalb der Kufen befestigt sind. Die Hôunanzn sind an den Schlittenhörnern befestigt und können auch zum Ziehen verwendet werden, und die Stéckanzn werden in Ringe oberhalb der Kufen gesteckt.

Das Sitzbrett ist die Reitschindl, das lasttragende Querholz ist der Ewè, und das Stôußscheidl ist das Stützholz für die Ladung. Wenn man Langholz festmachen will, benötigt man dazu einen Sattel auf dem Vorschlitten, der Reibsôdl genannt wird. Zum Transportieren von Mist oder Brennholz wird ein Korb auf dem Schlitten befestigt, die so genannte Krétzn. Eine Heufuhre mittels Schlitten heißt Bénngl.

Muss man den Schlitten heatåtzn bzw. spédan (bremsen), verwendet man dazu die Tåtz, das ist ein Hebel, der entweder händisch bedient oder als Treettåtz mit dem Fuß in den Schnee gedrückt wird. Zum Bremsen kann man als Hemmung auch eine Schårrkéédn unter die Schlittenkufen oder eine Umwurfkéédn um die Holzstämme geben.




Nun beschäftigen wir uns mit der Wortendung „-ètzn“, die als Intensivbildung immer etwas mit einer Tätigkeit zu tun hat. So bedeutet das Wort napfètzn so viel wie ein Nickerchen machen. Schon im Mittelhochdeutschen wurde die Bezeichnung „nafezn“ für schlummern verwendet. Verwandt ist dieses Wort Übrigens mit dem englischen „nap“, das im Sainihånserischen Nåpfètza genannt wird.

Es gibt jedenfalls eine Vielzahl von Dialektausdrücken mit der Endung „-ètzn“. Hier sind ein paar Beispiele: åchètzn – ächzen bzw. seufzen, bleàggètzn – blinzeln, fåckètzn – sich bekleckern oder ungustiös essen, giggètzn – stottern, groiggètzn – rülpsen und bis fast zum Erbrechen aufstoßen, gurètzn – knarren, gwiggètzn – quietschen, juchètzn – jauchzen, kropfètzn – rülpsen, neschbètzn – ziellos herumstöbern, schmåggètzn – schmatzen, schnåggètzn – schnalzen, schwénggètzn – schwappen bzw. überschwappen, trupfètzn – tropfen, wedabléggètzn – wetterleuchten, ziwètzn bzw. zawètzn – zappeln. Diese Liste ließe sich noch sehr lange fortsetzen …





Ein wichtiges Thema sind die Unterschiede in der Aussprache, die trotz formaler Ähnlichkeiten den Wörtern ganz andere Bedeutungen geben. Daher muss man der richtigen Aussprache eine besondere Aufmerksamkeit zuwenden, um Mundart überhaupt verstehen zu können und Wortverwechslungen auszuschließen.

Hôôscht nennt man jenen Schnee, der nach Regenfällen und darauf folgendem Frost hart wurde, sodass man meist darauf gehen kann ohne einzusinken. Mit héscht beschreibt man etwas, das hart in seiner Konsistenz ist, und håscht bedeutet hart im Sinne von zäh oder anstrengend. Somit kann man mit diesen drei Wörtern folgenden Satz bilden: „Da Hôôscht is heìt so héscht, dass nit håscht driwa géh is.“

Das Wort scheppern heißt auf Sainihånserisch schewan, und eine Babyrassel ist folglich ein Schewal, aber wenn man aus Heu kleine Häufchen macht, um es vor dem nächtlichen Tau zu schützen, tun man schiwan und diese Häufchen nennt man Schiwal. Außerdem gibt es auch den Ausdruck Schuwal für eine kleine Schublade und manche sagen Schiawal als verniedlichende Bezeichnung für den Beischlaf.

Wenn man etwas spürt bzw. kapiert, dann tut man es gwôôhn, aber wenn der Wind ordentlich weht, dann tut es gwaahn, und das ist wiederum nicht zu verwechseln mit gwaagn, was bedeutet, dass man etwas mit Hebelwirkung lockert oder biegt.

Die Feascht ist die Ferse, aber klein geschrieben heißt feascht „im letzten Jahr“ (übrigens: „im vorletzten Jahr“ heißt voufeascht, und no voufeascht war dann vor drei Jahren).




Ein interessanter Bereich sind auch die Flurnamen, die aus dem frühen Mittelalter stammen, als unsere Gegend besiedelt wurde. Oftmals leiten sich auch Familiennamen von diesen Bezeichnungen ab.

Um das Land urbar zu machen, muss zunächst der Wald gerodet werden, und dafür gibt es mehrere Möglichkeiten, so beispielsweise das Schwéntn. Bei der Schwendrodung wird die Rinde der Bäume entweder mit einem eisernen Schabmesser, Schepser genannt, abgeschabt oder mit einer Hacke bzw. einer gekrümmten Eisenklinge, Schinta genannt, abgeschält. Das führt zum allmählichen Austrocken und Absterben der Bäume.

Die Bezeichnung schwéntn kommt vom althochdeutschen Verb „swintan“ für schwinden, abmagern, welken. Der Familienname Schwenter bzw. Schwendter sowie der St. Johanner Flur- und Hofname Schwentling erinnern daran, ebenso wie die Ortsnamen Schwendt oder Pfaffenschwendt.

Wenn eine größere Fläche von mehreren Grundstücken auf diese Weise gerodet wird, nennt man das Gebiet ein Geschwende. Davon lassen sich die Familiennamen Gschwendtner oder auch Gschwandler ableiten.

Wird der Wald kahl geschlagen, bleiben zahlreiche Baumstümpfe bzw. Wurzelstöcke stehen. Davon leiten sich Familiennamen wie Stocker oder Stöckl ab. Auch die St. Johanner Hofnamen Stockleiten, Vorder- und Hinterstockern erinnern an diese Art der Rodung.

Werden die Wurzelstöcke ausgerissen, spricht man von Reiten oder Räuten. Diese Bezeichnung stammt vom althochdeutschen Wort „riuten“ für urbar machen. Davon leiten sich Familiennamen wie Reiter oder Reuter sowie die St. Johanner Hof- und Flurnamen Gassreith oder Reitham ab, ebenso wie der Ortsname Reith.

Am häufigsten wurde im Mittelalter Brandrodung vollzogen, weil dies am wenigsten Aufwand bedeutet und weil die den Boden bedeckende Asche diesen für die ersten Jahre sehr fruchtbar macht. Die St. Johanner Hofnamen Brand, Brantlern, Brandleiten, Hohenbrand oder Scheiblbrand erinnern ebenso daran wie die Familiennamen Brandtner, Brandstätter oder Brandauer. Ôsank nennt man übrigens eine Flur, die absengt, also ebenfalls brandgerodet, wurde. Darauf sind die Familiennamen Senger oder Singer zurück zu führen.

Die Namen mancher Höfe erinnern heute noch an die einst in unserer Gegend stark vom Wasser geprägte Landschaft. Die Bezeichnung „Au“ beschreibt ein Gebiet, das von Wasserläufen durchzogen, mit Sträuchern und Bäumen bewachsen ist und einen ständigen Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser erlebt. In St. Johann erinnern Namen wie Weitau, Stopfenau, Astau, Schönau und Scheffau daran.

Sumpfiger Boden wird in der heimischen Mundart als „Moos“ bezeichnet, wie bei Baumoos, Brennermoos, Wolkenmoos, Feldmoos oder Moosen.

Bleibt das Wasser nach starken Regenfällen länger auf den Feldern stehen, spricht der Volksmund von dadurch entstehenden „Lacken“. Hofnamen wie Lacknerhof, Unter- und Oberlacken erinnern daran.

Ein Hinweis auf einst von Schilf bzw. Röhricht bestandene Stellen gibt der Hofname Rehrler, und auf Geröll- bzw. Kiesablagerungen am Wasserlauf erinnern Bezeichnungen wie Grieshäusl, Grieswirt oder Grieslederer.

Auch Baumbestände haben Flur- und Hofnamen beeinflusst, wie die Föhren beim Hof Farcher. Weitere solche Namen wären auch Buch, Buchern, Buchwies, Baumgarten, Tann, Eichenhof, Ulmbichl und Ulmhäusl.

Auf die Geländeform eines Abhanges bzw. einer Böschung weisen die Hofnamen Roan und Roaner hin. Einen Berg bzw. Hügel beschreiben die Bezeichnungen Blumberg, Franberg, Lemberg, Katzberg, Trattberg, Streitberg, aber auch Ulmbichl, Saubichl oder Vorderbichln. Steiles Gelände versinnbildlichen die Hofnamen Brandleiten, Vorder- und Hinterhechenleiten, Schattseit-Leiten, Stockleiten oder Unterleiten.




Nun wollen wir Wortnuancen in unterschiedlichen Bedeutungen betrachten. Das heißt: je nachdem, wie man ein Wort verwendet, kann es etwas anderes bedeuten.

Ein schönes Beispiel dafür ist das Wort mégn, dessen grundsätzlichen Bedeutung mögen, wertschätzen ist. Wenn man sagt: i môg di, kann es sogar noch mehr bedeuten im Sinne von: ich liebe dich.

Die Bezeichnung mégn kommt vom althochdeutschen „mugan“ und hat auch die Bedeutung können. Im Allgemeindeutschen wäre dies mit der Bezeichnung vermögen im Sinne von fähig sein vergleichbar. Zum Beispiel sagt man iatz môgst aufhean = jetzt kannst Du aufhören, oder: dés môgst stéh låssn = das kannst Du stehen lassen, oder: dô môgst da scho mehr ùtoà = da sollst Du Dich mehr bemühen.

Das Wort mégn kann aber auch wollen heißen, wie etwa bei der Frage megst éppas essn? = willst Du was essen? Und dann gibt es noch die bekräftigende Redensart mégst moan, dass migla waà = du wirst nicht glauben, dass es möglich wäre.

Eine Abwandlung von mégn wäre noch die Bezeichnung ausmégn. Wenn man sagt: dô weà ma nit ausmégn, dann heißt das, dass man nicht anders kann, also keine andere Chance hat.





Hier sind noch ein paar Ausdrücke, die mit Richtungen zu tun haben. Die Bezeichnungen auffè, ôichè ummè und eichè dürften ja noch leicht verständlich sein. Sie bedeuten: hinauf, hinunter, hinüber, hinein, irfè heißt darüber hinweg. Dann gibt es noch (wie in der Standardsprache auch) die Unterscheidung, ob die Richtung von einem weg oder zu einem hin angegeben wird. In diesem Fall heißen die Begriffe auffa (herauf) ôcha (herunter) umma (herüber) eicha bzw. acha (herein). Den Ausdruck irfé kann man jedoch nicht in diese Form abwandeln, da bleibt es bei der Bedeutung oben drüber hinweg.




Viele Dinge kann man im Dialekt sehr genau ausdrücken, oft sogar treffender als in der Standardsprache, und dennoch scheint es, als ob die heimische Mundart manchmal doch nicht ganz logisch wäre – etwa, wenn man sich Frage stellt, warum es denn bei den Zahlenwörtern eins, zwei und drei auf Sainihånserisch oas, zwoa und drei bzw. richtigerweise sogar droi heißt, nicht aber oas, zwoa und „droa“ ?

Wenn man genauer hinschaut, ist die Antwort sehr wohl logisch, denn der Unterschied von ei und oa hat mit einer Lautverschiebung im Hochmittelalter zu tun. In unserem Dialekt wurde aus der Silbe ei bzw. ai nämlich oa. So wandelte sich ains und zwai zu oas und zwoa, und deshalb sagt man bei uns auch Roas zur Reise, Stoa zum Stein, Woaz zum Weizen und so weiter …Das Wort drei hieß ursprünglich aber dri und veränderte sich dann zu droi und heute zu drei. Deshalb sagt man auf Sainihånserisch ja auch heilig und nicht „hoalig“ oder frei und nicht „froa“…

Darüber hinaus gibt es in unserer Mundart auch noch „ei“ als Verkleinerungsform, und so ist bei uns ein kleines Mädchen eben ein Dianei, ein kleines Bier ein Seitei und ein kleines Ei nicht ein „Eiei“ sondern ein Gåggei.