Zur Einordnung des Sainihånserischen
Das Sainihånserische gehört, so wie die Mundarten des Tiroler Unterlandes und auch des Pinzgaues, zu einem Übergangsgebiet zwischen dem südwestlichen Mittelbairischen und dem Südbairischen, wobei es eindeutig noch dem Mittelbairischen, genauer dem Südmittelbairischen zugeordnet werden muss. In den Ohren Auswärtiger klingt das Sainihånserische wie eine härtere Variante der Mundarten in Oberbayern, mit denen es ansonsten großteils übereinstimmt. Die Infinitive enden nach n-, ng- und m- auf –a, Beispiele: bréna, singa, kéma (brennen, singen, kommen). Sonst enden sie auf -n, Beispiele: kaffn, schlôffn (kaufen, schlafen).
Die typischen Laute des Sainihånserischen
Allgemeines Kennzeichen für die mittelbairischen Mundarten ist, dass p, t, k abgeschwächt werden zu b, d, g. Der Tag wird zu Dôg, die Petersilie heißt da Bedasui. Allerdings bleibt im Sainihånserischen das k wie im Südbairischen erhalten. Ausnahmen gibt es bei der Kombination von b und t, die ein hartes p ergibt (gelebt wird zu glep), bei der Endsilbe -tet, die ein hartes t erfordert (gebetet wird zu bätt) sowie beim Diminutiv (Hånd wird in der Verkleinerungsform zu Hantei). Außerdem wird die Kombination von g und t zu gg, Beispiel: gsôgg (gesagt).
Ein auslautendes -n kann den vorhergehenden Vokal nasalieren und selbst abfallen, Beispiele: davù, schéè, toà (davon, schön, tun).
Ein typisches Merkmal des Sainihånserischen ist die Silbe ui – Beispiel: vui z’vui Gfuih (viel zu viel Gefühl). Das ui wird gleich wie in vielen Mundarten Oberbayerns verwendet, während in Gebieten in näherer Umgebung von St. Johann meist ein ü gesprochen wird. (Beispiel: spielen heißt in St. Johann bzw. im Leukental: schpuin, aber im benachbarten Brixental oder im Sölllandl wird schpün gesagt).
Das in Oberbayern auftretende helle, teils nasale o anstatt der hochdeutschen Silben ab, an – z.B.: das bairische ofånga für anfangen – wird im Sainihånserischen zum u, also: ùfånga. Ich kann wird zu i kù, ich habe es getan heißt: i hu ’s tù. Der Mann ist aber nicht da Mù sondern da Månn (eigentlich da Loda, denn die Bezeichnung da Månn wird im Sainihånserischen erst seit jüngerer Zeit verwendet).
Ein besonders typisches Merkmal für das Sainihånserische ist, dass r vor t, d und z konsonantisch aufgelöst und zu sch umgewandelt wird. Schwarz wird zu schwôschz, erst wird zu eascht, Durst zu Duuscht, Wirt zu Wiascht, Karte zu Kåscht, fertig zu féschtig. Das r wird im Sainihånserischen sonst aber schon ausgesprochen und nicht vokalisiert (Dorf wird zu Dårf und nicht zu Doaf, arg wird zu årg und nicht zu oag).
Ebenfalls typisch für das Sainihånserische ist, dass l nach einem Vokal zu einem i wird und mit dem vorhergehenden Vokal eine Verbindung eingeht: Beispiele: Geld wird zu Göid, voll wird zu voi, Milch wird zu Muich, Wald wird zu Wôid, behalten wird zu kôitn, sollen wird zu soin, Schule wird zu Schui.
Das für das Tirolerische typische harte k gibt es auch im Sainihånserischen, während das sonst für das Tirolerische so typische Merkmal, die Aussprache von st im Wortinneren oder Wortende als scht (bischt no bei Troscht?) im Sainihånsersichen nicht vorkommt. Das sp wird aber schon als schp gesprochen, wie es im Mittelbairischen weit verbreitet ist. Beispiel: schpuin (spielen).
Das ei ist als Verkleinerungsform typisch für unsere Gegend, wie bei Dianei, Maisei (Mädchen, Mäuschen), es erscheint aber auch oft als oa. Heiß wird zu hoaß, Reise wird zu Roas. Die Zahlen eins und zwei werden zu oàs und zwoa. Die Zahl drei ist hingegen eine Ausnahme und wird zu droi, weil es vom ursprünglich Wort dri abstammt. Dann gibt es auch noch weitere Ausnahmen, bei denen das hochdeutsche ei bestehen bleibt, wie bei weiß oder Scheidl (Scheit).
Das a wird oft zu einem å verdunkelt, nicht jedoch beim Diminutiv (Hans wird zwar zu Håns aber Hänschen wird zu Hansei).
Das ö wird als e ausgesprochen, also böse wird zu bees, und das ü wird entweder zu u (drücken – druckn) oder zum i (Schüssel – Schissl) oder auch zu ia (müssen – miassn).
Die Verteilung langer und kurzer Vokale fällt oft völlig anders aus als im Allgemeindeutschen, so dass es manchmal scheint, als wäre jedes entsprechende allgemeindeutsche Wort mit Langvokal kurz und umgekehrt – Beispiel: Biss wird zu Biiß, beten wird zu bättn, laufen wird zu laffn. Dies stimmt jedoch nicht immer, z.B.: passen heißt auch im Sainihånserischen passn.
Ein weiteres typisches Merkmal des Sainihånserischen ist, dass és für ihr und énk für euch verwendet wird – és sôits énk dés merkn (ihr sollt euch das merken)!
Häufig wird uns die Frage gestellt: Woher kommt die Bezeichnung „Sainihåns“ für St. Johann in Tirol?
Wir sehen die Erklärung dafür folgendermaßen:
In mittelalterlichen Urkunden findet sich für den Ortsnamen von Sankt Johann in Tirol die Schreibweise
Sand Johans im Leuckenthal
oder wie hier auf einer Urkunde von 1452 die Version
Sand Johans Im Lewkkental.
Im Laufe der Jahrhunderte tauchen in der Schreibung mehrere Variationen auf. Immerhin wurde bis ins 19. Jahrhundert meist so geschrieben, wie man geredet hat.
So änderte sich die Schreibweise von
Sand Johans auf
Sanjohans.
Aus dem j wurde schließlich ein i,
und so entstand aus
Saniohans
die heue noch übliche Bezeichnung
Sainihåns.
Erklärungen zu den einzelnen Lauten
Vokale (Selbstlaute) und Vokalverbindungen
A
1. Das helle a – das auch gedehnt vorkommen kann. Beispiel: Ganggal, waar (Teufelchen, wäre). Es kommt auch als verkümmertes a bei Endungen vor. Beispiel: Schuasta, Weda (Schuster, Wetter). Sonderfall: es kommt auch als r-Ersatz vor. Beispiel: wer, mir – werden als weª, miª ausgesprochen.
2. Das nasale à wird immer dann gesprochen, wenn dem a ein m oder n folgt, bzw. folgen sollte, aber mundartlich aufgesogen wurde. Beispiel: naà (nein). Analog werden auch im Hochdeutschen Verbindungen von a und m bzw. a und n nasaliert. Beispiel: Finanzamt.
3. Das dunkle a, das sich in der Aussprache dem hellen o annähert und mit å geschrieben wird. Beispiele: Årwéssn, tschnåchts (Erbsen, abends). Es klingt ähnlich wie der französische Nasallaut an – vgl. Franc [ frã: ] – wird jedoch nicht nasal sondern wie das norwegische å ausgesprochen. Vergleiche auch weiter unten den Buchstaben ô, welcher sich vom å unterscheidet – Beispiele: håscht (hart im Sinne von anstrengend) und Hôôscht (gefrorener Schnee).
AU
Das -au wird im Sainihånserischen gleich wie im Hochdeutschen ausgesprochen. Beispiel: auffè, Sau (hinauf, Sau)
ÄUÈ
Die Lautung -äuè wird im Sainihånserischen als eine dunklere Form des -ei ausgesprochen und ist eine spezifische Abwandlung des hochdeutschen -au. Beispiele: Mäuè, fäuè (Maul, faul).
E
1. Das reine, offene e wie im Hochdeutschen. Beispiele: Weg, Schnee, See.
2. Das dunkle e, das sich in der Aussprache einem ä annähert. Für dieses e verwenden wir kein Sonderzeichen, weil es auch im Hochdeutschen so ausgesprochen wird. Beispiel: Schnegg (Schnecke).
3. Das nasale è in der tatsächlichen oder unterdrückten Verbindung mit m oder n. Beispiele: scheè, Krè (schön, Kren).
4. das geschlossene é, das sich in der Aussprache einem i annähert. Beispiele: Bétt, Méttn (Bett, Lärm). Ein Beispiel für den Unterschied zwischen dem reinen e und dem geschlossenen é wäre: schewan (scheppern) und schéwan (kleine Häufchen aus Heu machen).
EA
Die Lautung -ea nähert sich in seiner Sainihånserischen Aussprache einer Verbindung von -äa an. Beispiel: ameascht (vorher)
EI
1. Analog zum Hochdeutschen steht das ei in Wörtern wie weiß, glei (weiß, gleich). Häufig dient es aber auch zur Abwandlung von eu. Beispiel: heìt, Leit (heute, Leute). Die Abwandlung von äu wird mit ai geschrieben. Beispiele: Haisa, Maisei (Häuser, Mäuschen).
2. In der nasalen Form wird das eì etwas dunkler als das hochdeutsche, reine ei ausgesprochen: Beispiele: seì, heìt (sein, heute).
3. Das -ei am Wortende ist eine sprachliche Eigenart des östlichen Tiroler Unterlandes und zeigt immer eine Verkleinerungsform an. Beispiele: Dianei, Végei (Mädchen, Vögelchen).
4. Bei manchen Worten wird das ei zu oa, Beispiele: hoaß, i woaß (heiß, ich weiß).
I
1. Das i ist wie das schriftdeutsche i auszusprechen, auch wenn es oft für ü steht. Beispiele: Kiwè, Sindt, miad, Kiah (Kübel, Sünde, müde, Kühe).
2. Das unbetonte i am Wortende bzw. in Endsilben wird eher als unbetontes e ausgesprochen und deshalb auch als è geschrieben. Beispiele: Scheikè, Öifè, trupfètzn (Joppe, Elf Uhr, tropfen).
IA
Die Vokalverbindung -ia klingt ähnlich dem hochdeutschen -ier wie etwa bei Stier. Beispiele: Wiascht, adiam (Wirt, manchesmal).
O
1. Das reine o ist wie das schriftdeutsche o auszusprechen. Beispielr: losn, doscht (hören, dort). Das reine o kommt auch in der Verbindung mit i als oi vor. Beispiele: Hoiz. Koihn (Holz. Kohlen).
2. Das helle o, das eigentlich ein dunkles a ist. Es wird im hochdeutschen Stammwort immer mit a geschrieben, im Sainihånserischen jedoch fast als o ausgesprochen, sodaß es hier auch als ô geschrieben wird. Beispiele: ôschreim, Bôda (abschreiben, Bader). Das ô wird in der internationalen Lautschrift als [ כ:] geschrieben und ungefähr wie das a in der englischen Silbe -all ausgesprochen – vgl. Baseball [ ‘be:sbכ:l ]. Vergleiche auch weiter oben das å, das als dunkles a ausgesprochen wird.
OA
Das helle o in Verbindung mit a ist oft eine abgewandelte Ausspracheform eines ei. Beispiele: Oàsa, moana (Einser, meinen). Die Lautung oa nähert sich in ihrer Aussprache allerdings einer Verschmelzung von å und a an. Beispiele: Koasa, alloa (Kaiser, allein).
OI und ÔI
Die Vokalverbindung -oi wird einerseits hell ausgesprochen. Beispiele: Bois, Lois (Weile, Alois), andererseits gibt es auch das -ôi, das etwas dunkler ausgesprochen wird. Beispiele: bôid, amôi (bald, einmal).
ÔU
Das -ôu wird als eine Verschmelzung von a-o-u ausgesprochen. Beispiele: Bôukirch, gfrôun (Kirchenempore, gefroren).
Ö
Das ö kommt im Sainihånserischen nicht in reiner ö-Lautung vor, wie etwa im Schriftdeutschen bei schön, Höhe. Es wird zum e bzw. é abgewandelt. Beispiele: bled, schéé (blöd, schön).
ÖI
Mit der Buchstabenkombination -öi wird eine Verschmelzung von e-ü und ö-i geschrieben. Sie stellt die Wandlung der hochdeutschen Lautungen -eld oder -ehl dar. Beispiele: Göid, Föid, Möih (Geld, Feld, Mehl). Das öi wird in der internationalen Lautschrift als [œ] geschrieben und klingt ähnlich wie bei der französische Silbe -euill (Einschmelzung des l) – vgl. Feuilleton. – jedoch wird es nicht nasal ausgesprochen.
U
Das u wird immer rein ausgesprochen, auch in den Lautverbindungen -ua und -ui. Beispiele: Kuah, vui, Stuih (Kuh, viel, Stuhl).
Ü
Das ü klingt nach u (hupfn – hüpfen) oder i. (Nissei – Nüßchen) oder auch ia (miassn – müssen ).
Doppelvokale
aa, Beispiele: Baam, waar entspricht dem hochdeutschen au, ä (Baum, wäre)
ai, Beispiel: Haisa entspricht äu (Häuser)
ea, Beispiele: Ream, eà, greà entspricht ie, ih, ü, üh (Riemen, ihm, grün)
éé, Beispiele: schéé, déé entspricht ie, ö (schön, diese)
ia, Beispiele: Briaf, miad, friah entspricht ie, ü, üh (Brief, müde, früh)
oa, Beispiele: Loab, hoaß entspricht ai, ei (Laib, heiß)
oi, Beispiele: Hoiz, Woin, Toifè entspricht ol, ohl, oll, eu (Holz, Wolle, Teufel)
ôi, Beispiele: Ôim, Wôih, Tôi entspricht al, ahl, all (Alm, Wahl Tal)
ôu, Beispiele: rôut, Brôut entspricht o (rot, Brot)
öi, Beispiele: Göid, Föid, Wöit entspricht el, ehl, ähl (Geld, Feld, Welt)
ua, Beispiele: zua, Fuada entspricht u, uh (zu Futter)
ui, Beispiele: vui, Schui, Muih entspricht il, iel, ul, uhl, ull, ül, ühl, üll (viel, Schule, Mühle)
Konsonanten – Mitlaute
P,B
1. Rein lautlich vertritt das b weitgehend das p, das heißt: im Sainihånserischen wird nur in den seltensten Fällen ein hartes p ausgesprochen. Ebenso wird auch pp weicher, etwa so wie bb gesprochen. Da hartes p und weiches b somit fast gleich ausgesprochen werden, wird hier großteils die schriftdeutsche Schreibung belassen, um eine bessere Lesbarkeit des Wortes zu erreichen. In der Kombination von b und t wird aber schon ein hartes p ausgesprochen – gelebt wird zu glep.
2. Das b wird im Sainihånserischen oft zu einem w erweicht. Beispiele: Kaiwè, Weiwè (Kalb, Weib), dennoch ist dieses w in seiner Aussprache dem b etwas näher als ein reines w.
BE
Die hochdeutsche Endung -be wird in Sainihånserischen stets zu -am. Beispiel: Gruam (Grube) und die Silbe -ben wandelt sich zu -ôm. Beispiel: hôm (haben).
CH
Das ch wird innerhalb eines Wortes härter als auf Hochdeutsch ausgesprochen, am Wortanfang allerdings wird es zum k. Beispiel: Christkindl. Die Schreibung bleibt gleich wie im Schriftdeutschen.
D,T
Rein lautlich wird im Sainihånserischen das t weitgehend vom d vertreten. Das heißt: es gibt nur in den seltensten Fällen ein hartes t. Ebenso wird auch das tt weicher ausgesprochen, etwa so wie dd oder dt. Die Schreibweise wird deshalb großteils wie im Schriftdeutschen belassen, um eine bessere Lesbarkeit zu erreichen. Nur beim Diminutiv von Worten mit den Silbe -and oder -ant wird ein hartes t ausgesprochen, Beispiel: Händchen wird zu Hantei, Mäntelchen zu Mantei, Entchen zu Antei.
F
Das f wird gleich wie im Schriftdeutschen verwendet, jedoch wird das einfache f bei einigen Wörtern, bei denen der vorhergehende Vokal im Sainihånserischen kurz ausgesprochen wird, als ff geschrieben: Beispiele: laffn, kaffn (laufen, kaufen).
G, K
1. Wie allgemein in den Tiroler Mundarten üblich, wird bei vielen Worten ein hartes k ausgesprochen, ebenso wandelt sich manchmal auch das g zu einem k. Beispiele: kring, krôd (gering, gerade).
2. Die Silbe ge- am Wortanfang wird oft als besonders hartes k ausgesprochen und deshalb auch mit kh geschrieben-. Beispiel: khåckt (gehackt).
3. Die Sonderform -gn wird fast immer als -ng gesprochen, es verschmilzt also zu einem Doppelkonsonanten, sodass man die Schreibweise -gn belassen kann. Beispiele: wirgn, liagn (würgen, lügen). Ähnlich wie im Italienischen – vgl. Lasagne.
4. Die Kombination von g und t ergibt gg, Beispiel: gesagt wird zu gsôgg.
H
Das h bleibt gleich wie im Hochdeutschen und wird in der Sainihånser Mundartschreibung auch als Dehnungsfaktor stummes h verwendet. Beispiel: Huh, Hosbohn (Hahn, Saubohne).
L
Das l wird ebenfalls wie im Hochdeutschen gesprochen, falls es überhaupt gesprochen wird, denn sehr oft wird das l einfach eingeschmolzen. Dies geschieht bei folgenden Silben:
bei -al, -aal, -ahl, -all, Beispiele: Wôid, Sôi, môhin, Bôin (Wald, Saal, mahlen, Ball)
bei: -el, -eel, -ehl, -ell, Beispiele: Göid, Söi, Möi, schnöi (Geld, Seele, Mehl, schnell)
bei: -il, -iel, -ill, Beispiele: Muich, vui, wui (Milch, viel, will)
bei: -ol, -ohl, -oll, Beispiele: Goid, woi, voi (Gold, wohl voll)
bei: öl, -öll, Beispiele: Oi, Hoi (Öl, Hölle)
bei: -ul, -uhl, -ull, Beispiel: Stui (Stuhl)
bei: -ül, ühl, üll, Beispiele: Huisn, Muih, fuihn (Hülse, Mühle, füllen)
Q
Das q klingt im Sainihanserischen wie kw, braucht aber nicht so geschrieben zu werden, denn eine Kwöin oder ein Kwadrat sind in dieser Schreibweise unannehmbar.
R
Das r wird ausgesprochen und nicht vokalisiert (Dorf heißt Dårf und nicht Doaf). Von manchen Sainihånsern wird das r zwar vorne gerollt, von den meisten aber kehlig gesprochen. Häufig wird das r bei einigen Vokalverbindungen eingeebnet und vor t,d und z zu sch umgewandelt.
bei -rz wird der Laut zu -schz. Beispiele: Méschz, Pfuschz (März, Pfurz)
bei -erl, -erd zu -ea. Beispiel: wean (werden).
bei -art zu -ascht oder -åscht. Beispiele: Mascht, Gåschtn (Martin, Garten)
bei -ert zu -escht. Beispiel: féschtig (fertig)
bei -irt zu -iascht. Beispiel: Wiascht (Wirt)
bei -ort zu -ouscht. Beispiel: Wouscht (Wort)
bei -ört zu -äscht. Beispiel: Mäschtl (Mörtel)
bei -öhr zu -eahl. Beispiel: Reahl (Röhrchen)
V
Das v wird oft als f ausgesprochen, jedoch gibt es gleich wie im Hochdeutschen auch die Aussprache als w Beispiel: Vasn (Vase) – das entspricht vielleicht dem Bewusstsein, die ursprünglich lateinische oder französische Herkunft des Wortes nicht zu vertuschen.
W
Das w ist im Sainihånserischen oft eine Erweichung des b. Beispiele: Kaiwè, Weiwè (Kalb, Weib), dennoch ist dieses w in seiner Aussprache dem b etwas näher als ein reines w, das sonst auch genau wie im Hochdeutschen gesprochen wird.
X
Das x ersetzt häufig den Laut -chs oder –chts. Beispiele: Bix, nix, (Büchse, nichts). Bei -gs wird zwar auch ein x gesprochen, jedoch behält man hier die dem hochdeutschen angenäherte Schreibweise bei, da xund, xechn oder Xångsvarein (gesund, gesehen, Gesangsverein) doch zu radikal wäre.
Z
Das z steht oft für tz wenn es im Gegensatz zum Hochdeutschen, einem langen statt einem kurzen Vokal folgt. Beispiele: Baaz, Rooz (Batzen, Rotz).